Exoten und Uraltbäume Streifzug durch den Alten Kurpark

Der 42.000 Quadratmeter große Alte Kurpark in Bad Soden am Taunus wurde bereits ab 1820 gestaltet und steht heute unter Denkmalschutz. Ein ganz besonderer Schatz sind seine zum Teil seltenen, alten und exotischen Bäume, die dem Park ein ganz besonderes Flair verleihen. Sie machen ihn nicht nur für Biologen und Baumexperten so interessant, sondern faszinieren auch den unvoreingenommen Betrachter. Erleichtert wird das Erkennen der Baumarten durch Informationsschilder an den Stämmen – finanziert durch den Verein „Wir für Bad Soden“.

Führung durch den alten Kurpark

Wer von der Königsteiner Straße her in Höhe der Eisdiele den Alten Kurpark betritt, läuft in Höhe des links gelegenen Trausaals direkt auf ein imposantes Exemplar eines Rotblättrigen Spitz-Ahorns zu. Der Acer planatoides Royal Red kommt in Europa fast nur in Gärten und Parks vor. Er ist ein sommergrüner Baum, der durchschnittliche Wuchshöhen von 20 bis 30 Metern erreicht und damit nicht so hoch wird wie der Berg-Ahorn.

Der Spitz-Ahorn ist ein Baum der Ebene, des Hügellandes und des niedrigen Berglandes. Er findet zunehmend auch im Waldbau Beachtung. Aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit gegen Industriebelastung wird er gerne im Stadtbereich zur Begrünung verwendet. Garten- und Parkgestalter schätzen ihn besonders. Es gibt eine Fülle verschiedenartiger Formen. Beliebt sind rotblättrige Züchtungen, wie dieser auffällige Blickfang im Alten Kurpark. Der vielseitige Baum ist zu recht einer der beliebtesten Bäume Deutschlands.

Frühling im Alten Kurpark in Bad Soden

Gleich links neben dem Spitz-Ahorn befindet sich ein besonders schönes Exemplar eines Amerikanischen Amberbaums. Der botanische Gattungsname Liquidambar leitet sich vom lateinischen Wort liquidus für flüssig und dem arabischen Wort anbar für Bernstein, dem fossilen Baumharz, ab. Der Name bedeutet also „flüssiger Bernstein“. Aus dem Stamm wird traditionell das flüssige Balsamharz Styrax gewonnen, das die Indianer als eine Art Kaugummi kauten; daher rührt die gängige Bezeichnung „American Sweetgum“. Aber auch Stämme, Blätter und Früchte werden medizinisch genutzt.

Das Satinholz des Amberbaums erinnert an Walnussholz und zeichnet sich durch einen anhaltenden würzigen Duft aus. Es wird von Kunsttischlern geschätzt, die Zweige des Baumes sind gesuchte Wünschelruten. Die Pflanze wurde 1681 erstmals von dem englischen Botaniker John Banister von Nordamerika nach England eingeführt und fand bald weite Verbreitung als Zierbaum in Mitteleuropa. Die Rinde ist insbesondere im Winter eine große Zierde, da sich am älteren Holz interessante Korkleisten bilden. Das Laub ist ahornähnlich. Wenn man die Blätter zerreibt, verströmen sie einen angenehmen Duft. Bekannt ist der Amerikanische Amberbaum für seine prachtvolle und langanhaltende Herbstfärbung in vielen Tönungen von violett über rot bis orange.

Blühender Baum vor dem Standesamt in Bad Soden

Gleich links in Nachbarschaft des Amberbaums, direkt vor dem Trausaal, ist die imposante Hängeesche mit ihren ausladenden Zweigen nicht zu übersehen. Die Traueresche oder Hängeesche (Fraxinus excelsior Pendula) ist eine Kultur-varietät – also verwandt, aber mit unterschiedlichen Merkmalen – der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior). Die bogenförmig herabhängenden Äste dieser eindrucksvollen Hängeesche können in einigen Jahren sogar den Boden erreichen.

In England war die Traueresche im Victorianischen Zeitalter sehr beliebt. Ihre Wuchsform bietet unter ihr Schutz als natürliche Laube. Der dichte Wuchs spendet Schatten und Sichtschutz. Die Traueresche steht meist als Einzelbaum in Parks, bei Gehöften und auf Friedhöfen. Erstaunlicherweise stammen alle Trauereschen von einem einzigen Exemplar ab, das Anfang des 18. Jahrhunderts auf den britischen Inseln auf einem Feld gefunden wurde. Die ursprüngliche Traueresche war klein. Alle größeren Bäume, die ab Mitte des 18. Jahrhunderts in den Handel kamen, sind durch Veredelung erzeugt. Als Unterlage dient der Stamm einer Gemeinen Esche, die Krone mit den Pendelzweigen stammt von der ursprünglichen Traueresche. Der Bestand der Traueresche wird durch das Eschentriebsterben ebenso bedroht wie der Bestand der Gemeinen Esche. Weil die ganze Population von Trauereschen aber nur aus Klonen besteht, hat die Traueresche geringere Überlebenschancen.